Archiv für den Monat: August 2014

Diagnose Parkinson! Was nun?

Robin Williams, einer meiner Lieblingsdarsteller, hat es leider nicht geschafft, mit seinem Leben und der Diagonse Parkinson umzugehen. Ich möchte dies als Anlass nehmen, allen, die mit der Diagnose Parkinson konfrontiert werden, Hilfe zu geben. Zunächst das Wichtigste: An Parkinson stirbt man nicht! Parkinson ist bei vielen Menschen schon vor der Diagnose ein ständiger Begleiter ohne dass man es weiß. Ich schätze z.B. dass bei mir die ersten Anzeichen mit 28 auftraten. Die Diagnose erhielt ich dann mit 56. Dazwischen war ein nicht immer leichtes, aber schönes Leben und es ist nach wie vor schön und ich freue mich auch trotz der Krankheit auf das was mir das Leben noch bieten wird.

Wer die Diagnose bekommt, ist also meistens an einen Punkt in seinem Leben gekommen, an dem er merkt dass etwas nicht stimmt und der Leidensdruck zu groß wird. Das tröstliche darin ist, dss man es bisher geschafft hat, damit zu leben und das kann auch so weitergehen. Es gibt so unendlich viel was man selbst tun kann, was die Ärzte für einen tun können und was wir an Medikamenten bekommen können. Das wichtigste ist: Keine Panik! Es gibt nicht den geringsten Grund, nach der Diagnose in Panik zu verfallen und man braucht auch nicht von einem Tag auf den anderen unheimliche Mengen an Medikamenten nehmen. Parkinson sind keine Kopfschmerzen, die man mit einer Pille wegbekommt. Parkinson ist eine Krankheit, die einen begleitet und die auch recht unangenehm werden kann, aber es gibt wirklich viel, was man gegen die Symptome von Parkinson machen kann. Aber nur mit einem guten Neurologen, einem guten Psychologen und dem Willen, sich mit sich selbst und dem Körper zu beschäftigen kann man gute und auch schneller Verbesserungen erreichen. Vergessen Sie die Einstellung: „Die Ärzte sollen das wegmachen, reparieren oder wie auch immer heilen“. Das klappt nicht, ohne eigenes Zutun, Selbstverantwortung und den Willen sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Die 5 Säulen der Behandlung sind:

1. Chemische Medikamente (MAO-Hemmer, Agonisten, L-Dopa und rund 10 weitere Wirkstoffe) helfen sehr effektiv, haben aber auch mit der Zeit einen Wirkungsverlust und haben oft auch Nebenwirkungen. Hier gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

2. Ernährung. Die Ernährung ist unglaublich wichtig für Parkinson. Mehr dazu weiter unten im Blog. Allein die richtige Ernährung kann die Symptome deutlich verringern.

3. Naturheilmittel. Es gibt viele frei verkäufliche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die sehr gut helfen und den Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen

4. Psychotherapie. Parkinson ist stark an die Psyche gekoppelt. Stress und Druck verschlimmern die Symptome. Entspannung und Ruhe und große Gelassenheit helfen sehr.

5. Physiche Hilfen. Bewegung jeder Art hilft. Gehen, radeln, schwimmen, wandern, joggen, Fitnessstudio, Yoga, Shiatsu, Tai Chi und Massagen, Sprechtherapie. Mir geht es nach längeren Wanderungen am nächsten Tag meist viel besser.

Wer so damit umgeht, der hat gute Chancen, dass sein Verlauf der Krankheit sich verlangsamt und der Leidensdruck sich verringert. Wenn es dennoch nicht erträglich sein sollte gibt es noch die Chance einer THS-Operation, bei der Elektroden im Gehirn angebracht werden und starken Tremor z.B. fast ganz ausschalten können.

Außerdem sollte man die Hoffnung nicht aufgeben. Die Chancen, dass es bald richtig gute Medikamente geben wird, ist groß, auch wird es möglich sein, Parkinson zu heilen, es gibt vielversprechende Ansätze. Dann Parkinson ist eine Krankheit bei der ein einziger Defekt eine große Wirkung hat. Wird dieser Defekt repariert (z.B. Durch Stammzellen), dann geht es dem Betroffenen auch schnell wieder gut. Deshalb: Nie die Hoffnung aufgeben, es wird intensiv geforscht und ich bin sicher, in spätestens 20 Jahren muss niemand mehr unter Parkinson leiden. Bis dahin heißt es durchhalten und sich pflegen und sich an diese zwei Worte halten: „Don´t panik“.

 

Reparieren statt substituieren

Parkinson geht mit dem Zugrundegehen bzw. der Deaktivierung der Dopamin bildenden Zellen im Gehirn einher. Bislang beruhen alle Therapien darauf, das was diese Zellen nicht mehr herstellen, von außen in Form von L-Dopa bzw. von Dopaminagonisten zu ersetzen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik soll nun die völlige Reparatur der geschädigten Dopamin bildenden  Zellen gelungen sein.

Die Basis der Therapie ist die Wiederherstellung der geschädigten Energieversorgung der Zellen um diese wieder zu aktivieren. Zwei simple Wirkstoffe sollen den Durchbruch bringen: D-Laktat und Glykolsäure. D-Laktat ist linksdrehende Milchsäure und Glykolsäure ist eine Fruchtsäure. D-Laktat kommt in Bulgarischem Joghurt vor, den es in fast allen Supermärkten gibt und die Glycolsäure kommt in unreifen Weintrauben vor. Auch Pflaumen und Zuckerrohr liefern Glykolsäure. Der Vorteil ist, dass sowohl Milch- wie Fruchtsäure mühelos vom Darm ins Blut gelangen. Auch die Blut-Hirn-Schranke, an der ja leider reines Dopamin hängen bleibt, wird problemlos überwunden. Im Gehirn reparieren diese Stoffe dann die Energieversorgung und aktivieren schlafende Zellen und verhindern das Absterben weiterer Zellen. Damit soll nicht nur ein weiteres Fortschreiten der Krankheit gestoppt werden, sondern sogar eine Verbesserung verbunden sein.

Der Wirkmechanismus beruht auf der Umgehung eines Gendefektes (DJ-1), der bei vielen Parkinson-Patienten dazu führt, dass ein Enzym, dass die Milch- und Fruchtsäure bildet, nicht hergestellt wird. In Zukunft könnte man Parkinson also nicht mehr nur mit Medikamenten, sondern auch mit bestimmten Parkinson-Joghurts und Parkinson-Fruchtdrinks stoppen und bekämpfen. Dabei ist allerdings wichtig, dass die Früherkennung funktioniert und möglichst bald mit der Therapie begonnen wird. Die Dresdner Forscher sind sehr optimistisch, dass sich hier schon bald in der Praxis anwendbare Ergebnisse finden lassen.

Mehr dazu:

http://www.sz-online.de/nachrichten/wissen/dresdner-forscher-finden-wirkstoff-gegen-parkinson-2894279.html